Friede ist der Weg

Makro-Ansicht einer Rose

Es gibt keinen Weg zum Frieden - Friede ist der Weg

 Im letzten Beitrag habe ich die Eigenverantwortung zum Thema „Frieden“ angesprochen. Nur ein innerer Friede kann einen Frieden im Außen kreieren! Somit ist jede/ jeder Einzelne angesprochen beizutragen! Diesmal möchte ich zum Thema Versöhnung schreiben.

Unlängst habe ich mir eine DVD* des bereits verstorbenen Buddhistischen Lehrers und Mönchs Thich Nhat Hanh angesehen und war tief bewegt. Es zeigt den Lehrer in seinem Wirken, in dem von ihm gegründeten Kloster, „Plum Village“ in Südfrankreich. Thich Nhat Hanh ist unter anderem für seine „Peace Walks“ (Gehmeditationen) bekannt, welche er und seine Ordensbrüder und Schwestern viele Male in verschiedenen Ländern dieser Welt organisiert haben.

Mit großem Interesse habe ich Ausschnitte eines begleiteten Friedenprozesses zwischen Gruppen von Palästinensern und Israelis gesehen. Die Aufnahmen stammen etwa aus dem Jahr 2003. Zufällig (wenn man an Zufälle glaubt) wieder ein sehr aktuelles Thema.

In einem geschützten Rahmen, umringt von Personen seines Volkes und von Israelis, sowie den Nonnen des Klosters und Friedensaktivisten, hat ein junger Mann aus Palästina seine Leidensgeschichte erzählt. Der junge Mann saß im Rollstuhl, er war querschnittsgelähmt. Es ist ihm sichtlich schwer gefallen zu sprechen.

Es war im Mai des Jahres 2001 als er auf die Straße gegangen ist. Israelis haben mit Tränengas auf die Häuser geschossen. Der junge Vater wollte seine Kinder in Haus holen um sie zu schützen. Da haben Soldaten auf ihn geschossen. Der Palästinenser ist niedergefallen. Er wollte aufstehen, was ihm jedoch unmöglich war. Eine Kugel war durch seine Schulter eingedrungen und explodierte in der Wirbelsäule. Der Mann hat berichtet, dass er nichts fühlen und sich nicht bewegen konnte. Ein Soldat hat ihn zu treten begonnen und ihn aufgefordert aufzustehen. Seine Brüder und sein Vater wollten ihm helfen, ihn ins Krankenhaus bringen. Die Soldaten haben es jedoch nicht erlaubt. Er hat die Soldaten angefleht menschlich zu sein, denn sonst werde er sterben. Danach hat er das Bewusstsein verloren.

Aufgebracht hat der junge Palästinenser gemeint, dass das Leid beider Länder erst aufhören könne, wenn die Besatzung der rechten Politik Israels gestoppt werde.

Niemand hat den Mann unterbrochen, alle haben respektvoll zugehört, haben sich berühren lassen und wollten verstehen.

Ein Friedensaktivist hat schließlich gesagt: „Die Ignoranz und die Besitzansprüche beider Länder haben es zu dieser enormen Feindseligkeit kommen lassen. Und da die beiden Völker einen Weg finden müssen um zusammen zu leben, müsse man den „wahren Feind“, nämlich den Samen von Wut, Angst, Verzweiflung, Diskriminierung und Vorurteilen beseitigen. Daher brauche es einen Transformationsprozess um tief in sich schauen zu können, mit Mitgefühl und Einsicht. In die Tiefe schauen, so nennt Thich Nath Hanh die Praxis der Meditation.

Thich Nath Hanh hat, in einem nächsten Filmabschnitt, in seiner friedvollen, liebevollen Präsenz erklärt: „Friedensgespräche funktionieren nicht, wenn man über Politik spricht. Es muss den Menschen geholfen werden im anderen den leidenden Mitmenschen zu entdecken. Die Praxis der Achtsamkeit kann den Frieden wieder herstellen um Spannungen und Konflikte zu lösen.“

Der Buddhistische Mönch wurde mit Mitgliedern der Gemeinschaft nach Washington ins Capitol eingeladen. Dort hat er einen Vortrag gehalten und Kongressmitglieder konnten an einem dreitägigen Retreat teilnehmen.

Thich Nath Hanh selbst hat den Vietnamkrieg miterlebt. Dabei hat sich klar gezeigt: Mit Gewalt kann man keine Gewalt beenden. Der Mönch wollte den Politikern der USA vor Augen führen, dass niemand, der Hass, Angst, Verzweiflung in sich trägt seinem Volk dienlich sein kann. Es braucht vielmehr Verständnis und Mitgefühl um zu helfen. Um diese Fähigkeiten zu stärken ist regelmäßige Praxis unumgänglich.

Gegen Ende der Dokumentation hat eine Israelin gesprochen. Sie musste all ihren Mut zusammennehmen, zu schmerzvoll waren die Geschehnisse. Sie konnte das nur, weil eine andere Teilnehmerin ihre Hand gehalten hat. Die Frau hat, unter Tränen, vom Schicksal einer guten Freundin erzählt.

Ihre Freundin hatte 4 Kinder. Eines Tages ist ihr 13jähriger Sohn nicht von der Schule heimgekommen. Er sei mit einem Freund (ebenfalls dreizehn Jahre alt) unterwegs, hat es geheißen. Deshalb war sie erst auch nicht besorgt, als ihr Sohn auch am Abend nicht erschienen ist. Später ist ihr die Sache doch unheimlich geworden und sie hat die Polizei verständigt. Die Polizisten haben die ganze Nacht vergeblich nach den Jungen gesucht. Um 6 Uhr morgens haben sie die Körper der beiden Freunde in einer Höhle gefunden. Sie waren bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, ihre Gesichter zermalmt. Erst durch Röntgenbilder ihrer Zähne konnte ihre Identität festgestellt werden. Palästinenser haben sie mit großen Steinblöcken getötet und ihr Blut an die Wände der Höhle geschmiert.

Es war Stille im Raum und tiefe Betroffenheit. Viele hatten Tränen in den Augen. Tränen des Mitgefühls. Der Transformationsprozess beider Gruppen war schon sehr fortgeschritten.

Auch ich habe geweint und war tief berührt, fast so als wäre ich dabei gewesen.

Später hat die Israelische Frau ihre Erkenntnis und den Kern des Friedensprozesses in Worte gefasst:
Bevor Frieden passieren kann müssen beide Parteien das Leiden der anderen Seite mitfühlend anerkennen. Das gilt auch für Konflikte in unseren Lebensbereichen, habe ich gedacht und mir die Aussage zu Herzen genommen.

Der junge Vater der Palästinensischen Seite hat noch gemeint, dass es ihn stolz mache sich für den Frieden einzusetzen. Das tue er vor allem für seine Söhne und die Zukunft seines Landes.

 

*Thich Nhat Hanh „Mein Leben ist meine Botschaft – Thich Nhat Hanh erzählt sein Leben“ / erhältlich im Onlineshop: www.auditorium-netzwerk .de

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