Vom Umgang mit dem „Nichtwissen“

Fragezeichen in verschiedenen Farben

Wir Menschen sind seit jeher bestrebt unserem Leben einen sicheren Rahmen zu geben.
Der Traum vom „guten Leben“ ist ein Leben im Überfluss und in Geborgenheit.
Wir sind mittlerweile als Gesellschaft sehr gut darin geworden die Dinge zu kontrollieren und zu reglementieren. Von Geburt bis zum Tod hinterlässt unser Leben eine beachtliche „amtliche Spur“. Das individuelle Leben wird verwaltet und unzählige Gesetze regeln unser Zusammensein. Sicherheit und Kontrolle sind letztendlich die angestrebten Ziele.
Aber gewährleistet Sicherheit von außen auch unser innerstes Bedürfnis nach Halt und Geborgenheit? Und wie sicher ist dieses Sicherheitsnetz, denn wirklich?

In guter Erinnerung ist mir noch die Situation in der Pandemie. Da hat unser gesellschaftliches Sicherheitskonstrukt schwere Risse bekommen. Niemand konnte sagen, wann dieser Ausnahmezustand zu Ende sein wird. Niemand wusste, ob das Virus mutieren wird, ob andere Virenplagen auf uns warten und ob die Impfung hält, was sie verspricht.
Viele Menschen haben ihren Job nicht ausüben können, zahlreiche Firmen standen plötzlich vor der Insolvenz und selbst die Wissenschaft, von der wir allzu gerne glauben wollen, dass sie alles erklären kann, musste viele offene Fragen eingestehen.
Ein winziges Virus hat unser System völlig durcheinander gebracht.
Unsere Regierung hat sich bemüht die Kontrolle über das Pandemiegeschehen wieder zu erlangen. Unzählige Berechnungen und Prognosen wurden angestellt, Pläne ausgearbeitet und verworfen……es wurde versucht einzureihen, zu vergleichen, zu analysieren und festzuhalten.

Auch mein persönliches Leben war verstärkt von Unsicherheiten geprägt. Als freie Selbstständige war ich ein kleiner Teil der wirtschaftlichen Entwicklung. Sämtliche Lockdowns haben mein Berufsleben zum Stillstand gebracht. Meine einst „sicheren Einnahmequellen“ sind durch Betretungsverbote versiegt.
Nun hatte ich die Wahl mich in Sorgen und Existenzängsten zu verlieren, positiv nach vorne zu schauen oder wenigstens einmal abzuwarten, wie sich die Dinge weiterentwickeln. Ich habe letztere Option gewählt und die finanziellen Hilfen aus öffentlicher Hand halfen mir dabei, Geduld zu haben.

Dabei ist mir klar: Veränderung ist ein wesentlicher Teil unseres menschlichen Daseins. Im Laufe unseres Lebens durchlaufen wir eine Reihe von Veränderungen und Wandlungen für deren Beginn und Ende wir keinen genauen Zeitpunkt wissen.
„Panta Rhei“ alles fließt im unaufhörlichen Werden und Wandel. Die Metapher für die dynamische Prozesshaftigkeit unseres Lebens (aus Heraklits Flusslehre) kommt mir da in den Sinn. Und um gut im Fluss zu sein, darf man sich nicht ängstlich am Ufer festhalten, sondern muss sich vom Ufer loslösen. Mitten im Fluss muss man treiben und das Haupt über Wasser halten um den Blick frei zu haben.
Soweit die bildhafte Vorstellung, die sich auf mein Leben umgelegt durchaus bestätigt. Nun die Dinge laufen bei mir nicht mehr, wie bisher und es ist unmöglich die alte Ordnung wieder herzustellen. Allerdings, das Neue ist auch noch nicht in Sicht und somit ist viel Unsicherheit da.
Was mir in diesem Zwischenzustand des „Nichtwissens“ hilft und was ich mir selbst immer wieder in Erinnerung rufen muss, sind Prinzipien der Achtsamkeit, die ich hier anführen möchte:

So hilft Achtsamkeit

Das „Nichtwissen“ anerkennen, mich zuwenden und es erforschen.

So gut es geht, gegenwärtig sein
Denn ich habe schon erfahren, dass sich aus der Art und Weise wie ich die Gegenwart erlebe, meine Zukunft gestaltet.

Innehalten in Gelassenheit, will ich nicht wahllos aus einem Gefühl der Panik heraus agieren.

Meine Gedanken und Gefühle achtsam wahrnehmen und nicht zulassen, dass negative Gedanken sich in mir festsetzen.

Mich auf meine Grundwerte besinnen und mich auf das ausrichten was ich in die Welt hinaustragen kann und will.

Achtsam meine Möglichkeiten erkennen und dann aktiv werden. Impulsgebend kann eine Möglichkeit von außen sein oder eine klare, konkrete Idee.

Die wichtigsten Fähigkeiten um diese Prinzipien auch leben zu können, wie Gelassenheit, Innehalten, dem Entstehen vertrauen, habe ich einst selbst in einem Achtsamkeitskurs erlernt.
Seither habe ich diesen Pfad, der von mir auch regelmäßige Praxis verlangt, nicht wieder verlassen.
Dankbar genieße ich nun die Früchte meiner Praxis und die daraus entstandene Hilfe, welche mir Orientierung und Halt gibt in dieser herausfordernden Zeit des „Nichtwissens“.

Ich freue mich über deinen Kommentar! Andere profitieren, wenn du über deine Erfahrungen berichtest.