MBSR im Umgang mit chronischen Schmerzen

„Sie müssen lernen mit dem Schmerz zu leben!“

Nach vielen versuchten Therapien lautet der Bescheid des Arztes oft, dass man wird lernen müssen mit dem Schmerz zu leben. Die Aussicht den Schmerz nie wieder los zu werden, führt oft zu Gedanken wie:  „ Mein ganzes  Leben ist verpfuscht und  das hat sowieso alles keinen Sinn!“.
Anhaltende Schmerzzustände können zermürbend sein. Sie können einen Menschen völlig außer Gefecht setzen und seine Lebensqualität untergraben.
Die Folgen:

  • Reizbarkeit,
  • Depressionen
  • Neigung zum Selbstmitleid
  • Gefühle der Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit
  • das Gefühl sich nicht mehr auf den Körper verlassen zu können
  • Verlust der Arbeitsfähigkeit
  • Schwinden der Lebensfreude.

Das MBSR Programm ist nicht als Ersatz für ärztliche Therapie konzipiert, sondern als eine wichtige sinnvolle Ergänzung, ein neuer Anfang in ihrer Bemühung um Schmerzbewältigung

„Die Schmerzen sollen verschwinden!“

Auch wenn das ihr größter Wunsch ist, müssen sie sich dabei auf ein langfristiges Sanierungsprogramm einstellen. Realistisch ist von einer Zeitspanne von etwa  6 Monaten, einem Jahr oder auch zwei Jahren aus zu gehen, in der sie das MBSR Programm konsequent, mit viel Geduld und Ausdauer, verfolgen. Die Lebensqualität kann sich jedoch bereits nach den ersten Übungen verbessern. Es ist eine bekannte Tatsache, dass Heilung und persönliches Wachstum Zeit brauchen!

Wie aktiv Verantwortung übernehmen?

Sinnvoll ist es, sich erst einmal von allen Vorstellungen über den Schmerz und dass er so bald als möglich verschwinden soll, zu lösen. Gerade die Ablehnung des Schmerzes kann ein großes Hindernis in der Bewältigung darstellen.
Wie verschiedene Experimente nachweisen konnten, werden starke, länger anhaltende Schmerzen effektiver gelindert, wenn man sich auf sie einlässt, anstatt sie zu ignorieren, sich abzulenken oder einfach zu ertragen. Auch wenn sie sich für eine gewisse Zeit ablenken können, so führt doch alleine der achtsame Umgang mit dem Schmerz zu einer neuen Ebene von Einsicht und Verständnis in Bezug auf sie selbst und ihren Körper. Nur von hier aus, nicht aber durch Ablehnung oder Flucht, können sie lernen mit Schmerzen zu leben und ihre körperliche Verfassung zu akzeptieren, anstatt sie bloß zu ertragen.

Im MBSR Programm lernen Sie:

  • sich dem Schmerz bewusst zu stellen, ihn anzunehmen
  • eine forschende, nicht wertende Haltung dem Schmerz gegenüber einzunehmen
  • den Schmerz als intensive Körperempfindung zu erleben (etwa ein Pochen, Ziehen, Brennen, Stechen) – die reine Empfindung zu beobachten
  • ihn als etwas Veränderliches zu erfahren
  • zu bemerken, dass da auch heile Körperregionen sind
  • sich nicht mit dem Schmerz-Geschehen zu identifizieren
  • sich über Ihre Gedanken und Gefühle dem Schmerz gegenüber bewusst zu werden
  • wie die Entkoppelung der Erfahrungsebenen (Empfindungen, Gedanken, Gefühle) zu einer neuen Freiheit führt

Der Schlüssel zum Umgang mit chronischem Schmerz liegt im Widerstand

Sie werden bemerken, dass es ihr denkender Geist ist, der die intensive Empfindung (Schmerz) als schlecht abstempelt, was die Situation unnötig verschlimmert. Oder dass es ihr denkender Geist ist, der die Ausweglosigkeit des Schmerzes in die Zukunft hinein projiziert.
Den Widerstand gegen den Schmerz auf zu geben wird vielleicht nicht sofort gelingen. Sie müssen sich nicht dazu zwingen. In MBSR üben wir achtsam wahr zunehmen was gerade da ist. Das bedeutet, dass wir auch den Widerstand gegen den Schmerz wahrnehmen, ohne uns Vorwürfe daraus zu machen. Es macht keinen Sinn eine natürliche menschliche Reaktion abzulehnen.
Wissenschaftliche Studien haben nachgewiesen, dass es einen Zusammenhang zwischen unseren Gefühlen und unserer Schmerztoleranz gibt. Sie haben sicher schon die Erfahrung gemacht, dass sie leichter mit ihrem Schmerz umgehen können, wenn sie guter Stimmung sind und angenehme Erlebnisse haben. Die Haltung die wir dem Schmerz gegenüber einnehmen hat eine Auswirkung auf die gefühlte Intensität.
Angst, Scham, Wut, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit sind einige der am häufigsten wahrgenommenen Gefühle von Meditierenden mit chronischen Schmerzen. Diese Gefühle ehrlich zu erforschen führt zu einem tiefen Verständnis der Schmerzen und eröffnet Räume der Selbstannahme und Heilung.

Still sitzen – völlig unmöglich!

Hier gilt es vorsichtige kleine Schritte zu tun und eine geduldige, freundliche Haltung sich selbst gegenüber einzunehmen. Bei der Meditation stellen wir unangenehme Empfindungen, wie sie übrigens auch jeder gesunde Meditierende am Anfang erlebt, in das Zentrum unserer Meditation, um sie zu erforschen. Dabei erforschen wir auch die Gedanken und die Gefühle, die auftauchen und wieder verschwinden, welche die reine Schmerzempfindung begleiten. Wir lernen den Geist an die Leine zu nehmen.
Dadurch bekommen wir auch im Alltag die Freiheit automatisch ablaufende Reaktionen auf den Schmerz sein zu lassen und bewusst eine andere Möglichkeit des Umgangs zu wählen.

Ihr wahres Wesen ist größer als der Schmerz!

In der Meditation werden sie auch erfahren, dass sie ihr wahres Wesen größer ist, als der Schmerz. Dass sie weder ihr Schmerz, noch ihr Körper, oder Geist sind. Wenn sie lernen sich von der Dimension des Seins tragen zu lassen, kann die Beziehung zum Schmerz, zu den intensiv unangenehmen Empfindungen in ihrem Körper, eine tiefgehende Wandlung durch machen.

Die MBSR Achtsamkeitspraxis weist einen Weg mit Schmerzen zu leben. Für den Umgang mit Schmerz gilt wie für alle anderen Erfahrungen in unserem Leben: je weniger wir verdrängen und je mutiger wir uns dem zuwenden was ist, desto mehr Handlungsspielraum bekommen wir und desto weniger Angst kann der Schmerz ihnen machen.
Vertrauen sie sich ihrem Schmerz als Lehrmeister an! Freilich ist das harte Arbeit und erfordert von ihnen zu üben, ohne ein Ergebnis zu erwarten. Es wird bestimmt Phasen geben, wo sie aufhören möchten und Zweifel haben, besonders wenn der Schmerz stark ist und wenn sie keinen raschen Erfolg sehen.
Für diese innere Arbeit braucht es Nachsicht, Geduld und Milde mit sich selbst und ihren körperlichen Beschwerden, denn sie arbeiten ja im wahrsten Sinn an der Schmerzgrenze und zwar auf sanfte Weise, ohne sich zu überfordern und einen Durchbruch erzwingen zu wollen.
Der Durchbruch kommt von selbst, wenn die Zeit dafür reif ist.
Die Achtsamkeit rüttelt sanft an unseren Barrieren und während sie zu wanken beginnen, eröffnen sich neue Dimensionen des Seins.

Wenn dieser Umgang mit dem Schmerz bei ihnen Anklang findet, oder ihre Neugierde geweckt hat, ist es vielleicht jetzt Zeit es zu versuchen.

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